Sonntag, 15. März 2009

Und Eva pflückte den Apfel und gab ihn Adam

Warum?
Eine berechtigte Frage. Immer wird sie gestellt, immer und immer wieder.

Das ist auch gut und sehr gut so, aber eines stört mich.

Wenn dieses „Warum“ missbraucht wird, nur um sich nicht rechtfertigen zu müssen, wenn damit die eigentliche Frage umgangen wird, um scheinbar aus dem Schneider zu sein.

Und noch viel schlimmer, die Leute fragen, „warum, warum, warum“, sie fragen das jeden wieder und immer wieder, aber sich selbst, sich selbst fragen sie nicht. Wieso auch? Warum? Warum? Warum? Ist ja eh alles sinnlos, ich weiß, man kann es nicht ändern, was soll ich, als einzelne Person schon gegen dieses Gigaproblem tun können. Rein gar nichts, richtig. Außerdem geht es mich doch sowieso nichts an, wenn tausend Menschen sterben – solange nicht ich dabei bin, ist alles fein und gut. So machen das doch alle, wieso sollte ich es anders machen? Ach und ich möchte keine Atomkraft, und keine Kohlekraftwerke! Da gibt es doch diese Emillionen. Man muss schließlich auch an Morgen denken! Aber diese Windkraftanlage auf dem Feld dahinten – die muss weg, die stört. Der Schatten ist furchtbar, und der Lärm, nicht auszudenken. Näh, ich möchte kein Photovoltaik, das sieht doch schrecklich aus. Das verschändelt doch letztendlich nur mein Dach. Was? Strom aus dem Ausland. Hm, nee, das würde doch nur Abhängigkeit bedeuten! Hehe.

Gut, dann gibt es eben keinen Strom.

Keinen Strom? Ich möchte jetzt sofort diesen Strom! Wie soll ich sonst meine Früchte entsaften, meine Haare föhnen, heizen und Fernsehen gucken? Warum machen Sie denn nichts?

Sagten Sie eben was von Abhänigigkeit?

Jetzt verwirren Sie mich. Guten Tag, ich muss weg, der Job ruft.

Die Menschen entscheiden sich nicht, denn dann müssten sie sich mit dem Problem konfrontieren (tiefgründig, nicht nur schauen und auffassen - SELBER DENKEN!) und einsehen, dass auch sie etwas tun müssen. Allerdings wissen sie immer, was sie nicht wollen: negative Konsequenzen für sich selbst. Sie erwarten, dass das jemand anderes macht mit dem Entscheiden. Jemand schlaueres, mächtigeres. Wozu sollte man auch selbst nach dem Grund suchen, wozu sich eine eigene Meinung bilden, wenn man nun eh nix ändern kann. Man lässt sich lieber von den Medien berieseln und hören, dass der Grund schon gefunden ist und dass alles gemacht wird, damit das nicht nochmal passiert. Aber das ist der springende Punkt. Ohne eigene Überlegungen, ohne eigene Meinung, kann man erst recht nichts ändern und verbessern und dann sollte man sich auch nicht wundern, wenn „die anderen“ etwas falsch entschieden haben. Wobei „falsch“ subjektiv ist und für einen anderen auch die richtige Entscheidung gewesen sein kann.

Kathrina, Kyrill – ein ganzes Bombardement an Namen und dann ein großes WARUM?

WARUM HAT DIE POLITIK NICHTS GETAN!? WARUM HAT DIESER UND JENER, DIESE UND JENE NICHTS GETAN?

Aber kein, WARUM HABE ICH NICHTS GETAN?

Immer schön die Schuld bei den anderen suchen und von sich weg schieben. Richtig so.

Und Eva pflückte den Apfel und gab ihn Adam.

Und noch etwas, das mich nervt. Diese Oberflächlichkeit. Dieses „Warum“ mag berechtigt sein, aber wieso fragt man „Warum“, wenn man die Antwort nicht abwartet, nicht anhört, nicht verstehen will. Warum? Und warum fragt man dieses „Warum“ immer erst nachdem etwas grausamen passiert ist, warum fragt man dieses „Warum“ nicht davor oder wenn ich etwas tue. Wahrscheinlich weil die Leute sich erst nach dem Grund erkundigen, wenn sie Angst davor bekommen, dass sie selbst von den Konsequenzen getroffen werden könnten.

Warum“ fragen, den Grund dann kennen, aber ihn nicht beseitigen wollen, sondern erwarten, dass es jemand anderes tut.

Das ist dekadent.

Vielleicht aber auch demokratisch. Nach dem Prinzip, alle sollen und wollen es tun, alle reden davon, es bald zu machen, versprechen es

und letztendlich tut es dann doch keiner.

Habe hier gerade ein wunderbares Beispiel erhalten:

[21:03:42] ie.: sehr toll.

[21:04:20] ie.: würde ich grad nicht nur auffassen wollen, würde ich mich ja intensiver damit befassen ;)

[21:04:32] ie.: die bilder kotzen mich grad zu sehr an

Naja, was soll's, im Endeeffekt mach' ich auch nichts anderes. Aufregen kann sich schließlich jeder..


Anika