Montag, 16. Februar 2009

Der Fluch der Pandora

Hier vor mir liegen zwei Packungen Papiertaschentücher.
Die eine grün, die andere blau:






















Einmal Floralys balsam, einmal SOLO Talent.
Was fällt mir dazu ein? Die Lidlbeschreibung:
„Der weiche und sichere Partner für ihre Nase“.
Wunderbarer Satz, könnte nicht von mir stammen.
Wenn es einen Partner für die Nase gibt, ist dann das Klopapier der Partner für das werte Hinterteil – darf ich also folgendermaßen für mein Produkt werben?
„Der weiche und sichere Partner für Ihren Arsch.“
Nein, das wäre ganz sicherlich unter aller Niveau. Das Niveau sitzt noch nicht einmal in einer Ecke und heult – nein, es ist längst verschwunden – wohin?
In die Papiertaschentuchverpackung.
Wie ich dazu komme?

All diese, 'tschuldigung, verfuckten Taschentuchwerbungen sind genauso wertlos und vertrauenswürdig wie die Versprechen eines Politikers. Da greife ich doch lieber zum Stofftaschentuch, zwar mit ähnlichen Auswirkungen wie die der Papiertaschentücher, aber immerhin umweltschonend. Selten habe ich mich tiergleicher gefühlt als jetzt.

Red Nose Reindeer lässt grüßen. Steckt fröhlich sein Köpfchen zwischen die frühlingsgrünen Zweige. Starrt uns an mit seinen überdimensional großen Augen, dass der Betrachter sich darin mit der Qualität eines HD-Videos, in Format eines 70Zoll Bildschirmes spiegelt und in Gefahr läuft ein unmoralischer Narzisst zu werden. Doch wenn der Betrachter es schafft sich von den Brunnen der endlosen Weisheit, der infantilen Naivität abzuwenden, sein Blick von seinem eigenen Antlitz zu reißen, wird seine Aufmerksamkeit unwillkürlich von dem roten Ding in der Mitte von Red Nose Reindeer in den Bann gezogen. Ein Rot, so kräftig wie die auf Werbeplakaten zurechtgestutzte, kontrastreiche und farbintensive Tomate – nur leider bei weitem weniger anziehend, vielmehr abstoßend. Die vor wenigen Sekunden noch attraktiven Augen kehren sich binnen von Bruchteilen zu hasserfüllten Zielscheiben der Blicke des Betrachters, schwenken um zu einer Waffe mit dem grauenvollen Potenzial einer Atombombe. Der Rücken wendet sich mir zu, die kalte Schulter wird gezeigt. Aber die Rache ist süß, wie die Äpfel im Garten Eden.

Anika spielte ihre Erkältung aus, machte Schwäche zu Vorteil und mit einem leichten Zucken entfloh ein Niesen ihre Lippen. Anika öffnete die Büchse der Pandora und all das Schlechte zog herein in die Welt – vorerst inkognito, alsbald in Gestalt der Krankheit, Gewalt und Ungerechtigkeit. Die Erkältung legte die Menschheit lahm, verwandelte sie in ein Haufen sich windender Würmer, um Gnade flehend und das einzige positive, das Pandora alias Anika ebenfalls in die Welt setze, war die Hoffnung auf Besserung. Ein Keim, der bei manchen minder, bei manchen stärker fruchtete..

Nun denn,

Gesundheit,

gute Besserung.

Anika