Freitag, 8. August 2008

RRRRRNGRUOWRRRÖÖÄÄRR

oder

Das Wallis Bird Konzert - Ein Erfahrungsbericht

[Bild folgt]

RRRRWWRRUUUUMMRRRWWÄÄÄERRRR
*brems-quietsch*
RRRRRRRRRRNNNNNGGGRRRR
KRRRKH
RRRRRRGGGGNNNNNRRRRRRRRRRRRRRRrrr...

So oder so ähnlich muss es sich wohl angehört haben, als mich Malte mit seinem alten Suzuki an der Haltestelle der Behindertenschule aufgesammelt hat. Auf dem Beifahrersitz Roschan, die sich - wie ich - um das rechtzeitige Erscheinen Tilmans Sorgen machte. Mit der Sonne im Nacken und der neuen Coldplay im CD-Player saßen wir im sandbraun-goldenen Gefährt und reckten unsere Köpfe in alle Richtungen, in der Hoffnung, er würde endlich am Horizont erscheinen.
Aus Verzweiflung riefen wir seine Mobilbox an, die jedoch nicht ganz verstand, was wir eigentlich wollten, also aufgelegt und mal auf gut Glück losgefahren.
Und schon nach ein paar Metern sahen wir etwas auf uns zurennen. Es schwitzte und hieß Tilman. "*keuch* hui! *ecccchhhecchhhhh* dawarne *hhhh* kontrolle *schnauf* unddannhatmichnochhhhhhhhntypangequatscht. *nnnnhhhhhhfttt* *tieflufthol*"

Nach un nach lernten wir immer mehr Vorteile eines kleinen Autos kennen. Zum Beispiel kann man mitten auf der Bahn einfach wenden, wenn sie mehr als eine Spur hat xD
Die Auffahrt auf die Autobahn war ein Abenteuer. Vor uns ein Benz ca. Baujahr 1960 mit einem alten Sack drin, ca. Baujahr 1920. Der hat natürlich nichts mehr gerafft. "HMMM??? BLINKER? WAS FÜRN DING? IN DER REICHSFAHRSCHULE DAMALS HATS DAS NOCH NICH GEGEBEN. DAMALS WAR EH ALLES BESSER!"
Der Opa fuhr erst gar nicht auf die Autobahn auf, sondern fuhr auf dem Seitenstreifen bis zur nächsten Ausfahrt weiter. Wassn Gag!
Für weitere Irritation sorgten zwei leere Reisebusse. Anhand der Kennzeichen erkannten wir, dass es sich um Franzosen handeln musste. Sie fuhren immer wieder mal kurz mit knappen 120hm/h auf der linkesten Fahrbahn. Unbegreiflich.
Tilman zuckte nervös und überprüfte paranoid, ob noch mehr Franzosen oder Fastleichen unterwegs waren.
Ich versuchte, ihn ein bisschen abzulenken.
"Kaum Fahrgeräusche =D"
"WAS!?"
"KAUM FAHRGERÄUSCHE! XD"
"AH! JA! XDD"
"=D"
"Schau mal, der Drehzahlmesser!"

Roschan sang zusammen das komplette Wallis-Bird-Album mit, welches sie wohl so laut aufgedreht hatte, um die dezenten Vibrationen von Scheiben und Chassis zu überdecken.
Auf der Autobahn spürt man wegen der hohen Geschwindkeit jede Unebenheit der Fahrbahn. Maltes Karre ist in einer Sache besonders präzise - im Aufspüren von Fahrbahnwölbungen oder Rillen, die ein halbwegs gefederter Kleinwagen nicht bemerken würde. Ich nenne das Gefährt deswegen ab sofort liebevoll Schlaglochspürgerät.
Sie sang, bis wir in Weinheim angekommen waren. Ab da übernahm die charismatische Stimme des Navigationssystems. *tüt* Bitte-jetzt-links-abbiegen-unddann-rechts-abbiegen.
Wegen einem Jahrmarkt war der komplette Schlossraum abgesperrt, die Parkplatzsuche erwies sich als realtiv unnötig, eine weitere Qualität eines kleinen Fahrgeräts. Die letzten 300 Meter legten wir zu Fuß zurück und staunten nicht schlecht über den ansprechenden Veranstaltungsort. Das Schloss Weinheim hat einen schönen Schlosshof, in dem die Freiluft-Bühne stand, und einen noch schöneren Schlosspark, allerdings auf einer eher überschaubaren Fläche. Klein aber oho, wie man so schön sagt :)

[Bild folgt]

Wie gewohnt gabs am Eingang Stempelchen auf die Hand. Relativ unkreativ - das Logo des Veranstalters (Café Central Weinheim). Die Securitymenschen sind schon eine Klasse für sich - sie haben oft etwas an sich, was geradezu danach schreit, verarscht zu werden. Hochgegelte Haare, so professionell wie damals in der Grundschule, und eine viel zu weite weiße Camouflagehose. Dazu das hautenge SECURITY-Shirt und die typische Blowjob-Stellung. Hatte wahrscheinlich dicke Eier. Aber sein Kollege sah um einiges böser und fetter aus, deswegen blieb ich diesmal friedlich.

Wir schauten uns um und stellten schnell fest - es gab allerlei Menschenarten in sämtlichen Altersklassen. Fette Menschen, hässliche Menschen, alte Menschen, jung gebliebene alte Menschen, und dann wäre da noch die Zielgruppe, die ich als solche eingeschätzt mir so gewünscht hätte. Junge, unverbrauchte Mädels, die individuell sein wollen und in Wallis wohl eine Art Vorbild sehen und jeweils deren Freund. Dazu noch ein paar Studentengrüppchen, die einen netten gemeinsamen Abend verbringen wollten. Und wir.

Wir standen eine Weile herum - in der ääähh zehnten Reihe oder so - und warteten auf den ersten Headliner "Get Well Soon", der dann auch etwa viertel nach Acht auf der Bühne stand und loslegte. Die Songs kannte ich zum Teil von ihrer myspace-Seite, ich denke, man muss sich in diese Band erstmal richtig reinhören, um die Songs richtig unterscheiden zu können. Hört man sie zum ersten mal - und dann noch in Beeinflussung vom restlichen Publikum - dürfte das Gefallen schwer fallen. Die Besetzung war avantgardistisch gehalten - sieben Personen, darunter (ich nenn sie jetzt einfach mal von links nach rechts, wie sie auf der Bühne standen) ein Gitarrist, der später bei "You Aurora, You Seaside" die zweite Trompete bließ, dann der Trompeter (zum anderen Peter komm ich später), der bei einem Song auf einem Glockenspiel abgehen musste, um nicht im Sound-Matsch unterzugehen und auch für ein/zwei lieder eine Glöckchen-Rassel zückte, und zudem noch zum Gesang beisteuerte, dann der Schlagzeuger, der überaus viel Energie zu haben schien, dann der Songwriter Konstantin, Kopf und Stimme der Band, der zwischen Konzert- und E-Gitarre wechselte. Rechts neben ihm ging es weiter mit dem Bassisten, neben diesem wiederum eine Geigerin und Sängerin (kann man wegen ihrer grandiosen Stimme sagen, eine Vordergründige Rolle hatte sie eigentlich nicht) und zu guter Letzt der Keyboarder, der mich ein wenig an einen überchristlichen Stufenkollegen erinnerte (Ich sag nur "Um zu leben muss man sterben") und auch zum Gesangmatsch beitrug.
Das Beste an Get Well Soon waren für mich die Ansagen, denn Humor hatte er, der Konstantin.

[Bild folgt]

Ich gehe davon aus, dass nur etwa 20% des Publikums wegen GWS da war, denn wirklich überzeugen konnten sie die Masse nicht. Ich fand sie zumindest in so weit hörenswert, dass ich der Band meine Aufmerksamkeit schenkte, im Gegensatz zu einigen anderen, die meinten, sie müssten sich unterhalten und mit einem Geblabla den Geräuschmatsch noch weiter verunreinigen. Unverwunderlicherweise fiel der Gruß des Bandleaders in etwa so aus:
"Hallo. Ihr partysüchtiges Volk! Dabei haben wir uns extra schick gemacht...".
Stümmt, dachte ich, sie haben sich in XS-Hemden gezwängt und, was ich irgendwie besonders interessant fand, ihre Frisuren abwechselnd nach links oder rechts gekämmt - so kam es, dass keiner neben einem anderen mit der Selben Frisur-Richtung stand.
In einer weiteren Ansage erklärte Konstantin, dass sie mit einem VW-Bus nach Weinheim gefahren sind, mit dem sie eine Zeit lang einem Auto mit der Aufschrift "Bitte nicht hupen! - Fahrer träumt von Heiligenblut" hinterhergefahren sind. Nunja xD
Die Violinistin zeigte permanent den selben Gesichtsausdruck, der sowohl etwas von Langweile als auch von Arroganz hatte, was irgendwie unsympathisch wirkte. Vielleicht war sie auch einfach nur stark konzentriert, wer weiß?
Mit einer letzten Ansage "Es wird so langsam dunkel, wir müssen aufhören!" leiteten sie das "Prelude"-Lied ein, dessen paar Takte so eingängig waren, dass sie mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. "Rest now, weary head, you will get well soon".

[Der Wallis-Bird-Teil kommt noch ; ) ]

Bis ein Video von genau diesem Auftritt auftaucht,
gibt es für euch dieses Video.



Soweit ich mich erinnere, war das gestern der erste Song in der Setlist.