Sonntag, 6. Januar 2008

Filmreview: Elizabeth - Das goldene Königreich

Die Fortsetzung des Filmes "Elizabeth" von 1998 spielt im Jahr 1585; Der spanische katholische König Philipp II. sieht sich als Befreier der Welt vom protestantischen Glauben und beobachtet gespannt die Lage in England, stets bereit, einzugreifen. Die katholische Königin Schottlands, Maria Stuart, befindet sich in Gefangenschaft von der protestantischen Königin Englands - Elizabeth I. , das englische Volk fordert den Tod Marias. Elizabeth, immer auf der Suche nach ihrer Bestimmung, bekommt Besuch des Seefahrers Sir Walter Raleighs, der um finanzielle Unterstützung bittet, mit der er Kolonien an der Ostküste Amerikas gründen will. Schon bald erliegt die Königin dem Charme des jungen Seefahrers, jedoch hat es ihre vertrauteste Hofdame Bess auch schon bald auf ihn abgesehen.

Der Film beginnt in einer eher lockeren und heiteren Stimmung, es geht um potentielle Ehemänner Elizabeths, die allesamt als Trottel dargestellt werden, was auf einer Seite amüsant wirkt, auf der anderen Seite jedoch den Ernst vergessen lässt, den Elizabeth bezüglich der politischen Situationen eigentlich besitzen sollte. Dieser Ernst geht noch weiter verloren als der draufgängerische Seefahrer Raleigh in Elizabeths Leben tritt. Er tritt konsequent selbstbewusst und teils heroisch auf, was einerseits der Grund für Elizabeths Neigung zu ihm ist, aber andererseits auf Dauer unauthentisch wirkt. Elizabeth ist in einer Szene ungehalten darüber, dass Raleigh bei ihrer Anwesenheit nicht den Blick senkt, und somit vermittelt, nicht unter ihr zu stehen. Raleigh spielt sich im ganzen Film auf diese Weise auf, die Glaubwürdigkeit der Königin wird dadurch sehr beeinträchtigt. Cate Blanchett spielt ihre Rolle jedoch wirklich ausgezeichnet, was den Glaubwürdigkeitsverlust durch den coolen Seefahrer wieder wettmacht.

Ich habe den ersten Film nicht gesehen, und vielleicht war das der Grund, warum ich auch anfangs Verständnisprobleme hatte, vielleicht sind es auch Lücken im Wissen um die Vorgeschichte. Die Interessen und Beziehungen zwischen den ganzen Parteien und Charakteren (und unter anderem auch anonymen Handlangern) erklärten sich mir erst als Maria hingerichtet wurde, was mir jedoch irgendwie zu spät erschien.
Was gegen Ende des Filmes irritierte, war der Aufmarsch eines Heeres an einer einsamen Klippe an der Küste, wo Elizabeth eine Ansprache hielt - es erinnerte stark an die Szene in Der Herr der Ringe - Die Zwei Türme, als König Théoden seine Reiter motiviert, oder auch Die Szene mit Aragorn vor dem Tor Mordors im dritten Teil. Allerdings fehlte bei Elizabeth die Wortgewalt und das Wichtigste; die Schlacht danach. Ich habe mich auf ein wenig Nahkampf gefreut, allerdings war plötzlich Nacht und man kämpfte auf hoher See, bzw. man jagte die Spanische Flotte einfach in die Luft. Ahoi!
Danach eine Aufnahme, die Elizabeth auf ihrem Schimmel sitzend zeigte, wie sie triumphal die brennende Flotte erblickte. Ich kapiers nicht...

Was den Film dann letzten Endes erträglich machte, war die liebevolle visuelle Inszenierung des Filmes, vor allem die Kostüme und Perücken. Elizabeth hatte in jeder Szene eine andere Perücke, auch ihre Bekleidung reichte von festlichem Überschmuck über stilvolle Schlichtheit bis hin zum flatternden Nachtgewand und schließlich auch zur bloßen Nacktheit.
Aber nicht nur Elizabeth wurde in Schale geworfen, der ganze Königliche Hof wurde in sehr detailreiche Kostüme gesteckt, die weder zu schlecht noch übertrieben wirkten.
Beeindrucken konnte auch die Musik. Meiner Meinung nach hätte es dem Film nichts abgetan, statt dem flachen Dialog nur die Filmmusik laufen zu lassen, die wirklich gelungen ist.

Um nun zum Ende zu kommen und nochmal alles zusammenzufassen: Raleigh war kein Glücksgriff, im Gegensatz zu Cate Blanchett, die in ihrer Rolle wirklich glänzte. Die Authentizität der Schauplätze und der Kostüme ist jedoch sehr gelungen und statt den oberflächlichen Dialogen hätte man doch eher den beeindruckenden Soundtrack in den Vordergrund stellen sollen. Ein Film mit schwerem historischen Hintergrund, philosophisch jedoch völlig unbrauchbar, hierzu empfehle ich lieber den Klassiker Maria Stuart von Schiller zu lesen.

Drei von fünf Sternen.


MK.